«Vor vielen Jahren lebte und wohnte ich in Gunten. Wunderbar breit, hoch, gleichschenklig über Spiez konnte ich den Niesen, an jedem Tag, morgens und abends und in der Nacht, in stets wechselnden Farben, anschauen und bewundern. Dieser Berg, den ich damals auch besungen habe, hängt jetzt über meinem Bett, gemalt vom grössten Bergmaler, von Ferdinand Hodler. Nein, nein, nicht das Original, das hängt vermutlich in einer Villa in Herrliberg, aber eine Druck-Kopie, und die ist im Fall genau so schön.
Dort unter dem Niesen habe ich in meinem langen Musikerleben bereits mehrmals, u.a. auch im Schloss und in der Schlosskirche, gesungen und gespielt. Das letzte Mal, vor ein paar Jahren, hat mich der Veranstalter Christoph Hürlimann am Bahnhof abholen wollen. Das hat dann nicht ganz geklappt. Als wir abfahrbereit in seinem Auto hocken und Christoph den Zündschlüssel dreht, da bleibt es mäuschenstill, wir schauen uns an, nicken uns mit grossen Fragezeichen zu und können beide nur noch lachen. Dann ist es wieder ganz still, das Auto tut keinen Wank. Es ehrt und freut mich, in der Kulturkapelle zu Ehren von Christoph Hürlimann zu singen, zu spielen und zu lesen. Ich bin mir sicher, irgendwo dort oben auf dem Niesen hockt er, winkt und lächelt uns zu.»
Ein wundervoller Abend voll Nostalgie in der vollen Kapelle.